Samstag, 11. April 2015

Trauergedenken an Ernst Albrecht


[09.04.2015] Dieser Ostermontag war ein denkwürdiger Tag. Fünfzig Vietnamesen aus vielen Teilen Deutschlands hatten sich in Burgdorf bei Hannover eingefunden, um Dr. Ernst Albrecht nach dem Staatsakt der Niedersächsischen Landesregierung nun auch noch an seinem Grab eine besondere Ehre zu geben. Wie uns allen bekannt ist, war Ernst Albrecht der einzige Ministerpräsident eines Bundeslandes, der sich nicht nur gewillt zeigte, Boots-Flüchtlinge aufzunehmen, sondern sich auch selbst bereiterklärte, tausend Vietnamesen aus dem Flüchtlingsschiff „Hai HONG“ 1978 aufzunehmen und nach Hannover zu fliegen.

Wir hatten schon bei dem Staatsakt in Hannover am 22.12. 2014 durchsetzen können, dass 27 Repräsentanten der Vietnamesen Community im Staatstheater von Hannover dabei sein durften, als der Ministerpräsident Stephan Weil und der Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble dem großen Politiker die letzte Ehre gaben.

Jetzt war es noch mal eine ganz intime Feier auch ganz ohne große mediale Öffentlichkeit, zu der die Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen mit ihrer Familie (bei Hannover) für den 6. April um 15 Uhr nach Burgdorf gebeten hatte. Dort liegt das Grab von Ernst Albrecht auf dem Hof des Anwesens der Familie von der Leyen.

Der Vertreter der Vietnamesen in Bielefeld/Lippstadt, Ngo Hoang Phong hatte sich um ein sog. Grabbuch gekümmert und für den Transport des 90 Kilo schweren Grabsteins gesorgt. Huu Huan Nguyen hatte alles andere organisiert, so dass wir uns um 15 Uhr bei gutem Wetter auf der Wiese des Hauses der Verteidigungsministerin einfanden. Sie war mit ihrem Mann Prof. von der Leyen selbst dort anwesend, worüber sich alle sehr gefreut haben. Eine Vertreterin der ersten 1000 Vietnamesen, die von Ernst Albrecht am 3. November 1978 von der Hai Hong nach Hannover gebracht wurden, hielt die erste berührende Ansprache-. „Dank solcher Menschen wie Herrn Albrecht sind wir heute hier. Darum wollen wir versprechen, gute und nützliche Staatsbürger in diesem Land zu sein, welches uns damals in unserer Not mit offenen Armen aufgenommen hat. Deutschland ist uns unsere zweite Heimat geworden“. Es kam zu einem Gebet und Fürbitte des katholisch-vietnamesischen Pfarrers der Gemeinde St. Antonius in Berlin und eines buddhistischen Mönches von der Pagode in Hannover.

Dann sprach ein Vietnamese, der 1980 von der Cap Anamur gerettet wurde und jetzt als Bundeswehroberstarzt am Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz arbeitet. Er repräsentiert die Generation der 11300 Boat People, die von den 4 Cap Anamur Schiffen gerettet wurden. 1978 habe Ministerpräsident Albrecht 1000 vietnamesische Flüchtlinge aufgenommen, die er persönlich am Hannover Flughafen Langenhaben begrüßt und denen er damit das Gefühl gegeben habe, in Deutschland willkommen zu sein. „Als Landesvater von Niedersachsen legte er damit den Grundstein für die erfolgreiche Geschichte der Cap Anamur, die 11.300 Menschen rettete. Auch ich gehöre dazu“.

Am Schluss wurden wir in die kleine Halle gebeten, in der die Bundesministerin noch die Schiffsglocke des Flüchtlingsschiffes „Hai Hong“ zeigte, die ihrem Vater geschenkt wurde. Und es kam noch zu einer schönen Dankbarkeitsgeste gegenüber den Grünhelmen.

Die Vietnamesen hatten schnell noch vor der Trauerfeier gesammelt, um den Grabstein und den Kranz zu bezahlen. Ngo Hoang Phong nahm die 770,-€ an, aber steckte das Geld in einen Umschlag und gab es mir in dieser Runde als großzügige Spende für die Grünhelme. Und gleichzeitig übergab mir die Familie Dinh Than Hoang aus Oldenburg in dieser Runde ebenfalls eine Spende von 1530.- Euro.

Die Grünhelme sollten den Kontakt zu den Vietnamesen so pflegen, wie wir das früher bei Cap Anamur getan haben, und uns noch mal vor dem großen hilfreichen Politiker Ernst Albrecht verneigen.

Rupert Neudeck














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