Donnerstag, 4. Dezember 2014

Vereint gegen die moderne Sklaverei

Quellewww.tagesschau.de/ausland/sklaverei-101.html

Der Papst und Vertreter anderer Weltreligionen setzen sich gemeinsam für die Abschaffung der Sklaverei ein. Im Vatikan unterzeichneten sie eine entsprechende Resolution - und machten deutlich, dass das Problem näher ist, als viele denken.
Von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Hörfunkstudio Rom
Schätzungsweise 36 Millionen Menschen weltweit sind Opfer von Sklaverei. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO hat ausgerechnet, dass in der privaten Wirtschaft weltweit etwa 120 Milliarden Euro an Gewinnen durch Zwangsarbeit erwirtschaftet werden. Alle großen Industriezweige sind von dem Problem betroffen, und auch alle Regionen der Welt.

"Vielleicht findet man da schon Anzeichen für Sklaverei"

Kardinal Peter Turkson, der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, warnt davor, das zu einem fernen Problem zu machen. "Viele denken, dass Menschenhandel und Sklaverei sehr weit weg sind. Aber das ist nicht weit! Wenn zum Beispiel Menschen hier her gebracht werden, um Alte zu pflegen, muss man vielleicht darüber nachdenken, unter welchen Bedingungen diese Menschen ihren Dienst tun. Und vielleicht findet man da schon Anzeichen für Sklaverei."
Gruppenfoto der Vertreter der Weltreligionen | Bildquelle: AP
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Vertreter der großen Weltreligionen kamen zur Unterzeichnung nach Rom.

Abschaffung bis 2020

Aber auch besonders eklatante Fälle von Menschen- oder Organhandel sind weit verbreitet, Zwangsprostitution ist weltweit ein großes Problem.
Die gemeinsame Erklärung, die zwölf Vertreter der großen Weltreligionen in Rom unterzeichnet haben, ist etwas Besonderes - schon allein weil es nur selten solche Momente der Gemeinsamkeit gibt. Aber Vertreter der Buddhisten und Hinduisten, des sunnitischen und schiitischen Islam, des Judentums und der Christlichen Kirchen sind sich einig und nennen eine ambitionierte Zahl. Bis 2020 will man Sklaverei und Menschenhandel ein Ende bereiten.

Religionsführer unterzeichnen gemeinsame Erklärung gegen moderne Sklaverei
J.-C. Kitzler, ARD Rom
02.12.2014 21:15 Uhr

"Was können wir tun?"

Viel Zeit ist das nicht. Papst Franziskus zeigte sich in seiner Erklärung dennoch überzeugt: "Inspiriert von unserem Glaubensbekenntnis sind wir heute zu einer historischen Initiative zusammen gekommen. Und zu einer konkreten Aktion: zu erklären, dass wir zusammenarbeiten werden, um die schreckliche Geißel der modernen Sklaverei in all ihren Formen auszulöschen."
Papst-Sprecher Federico Lombardi präsentiert das von den Religionsführern unterzeichnete Abkommen | Bildquelle: AP
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Papst-Sprecher Federico Lombardi präsentiert das unterzeichnete Abkommen.
Dazu müssen auch die Staaten ihren Beitrag leisten - indem sie Gesetze schaffen, die Sklaverei verbieten, und sie dort anwenden, wo Menschen versklavt werden. Aber auch die Religionsgemeinschaften wollen ein Netzwerk sein, das hilft, Sklaverei zu überwinden. So sagte es Justin Welby, der anglikanische Erzbischof von Canterbury.

"Was können wir tun? Wir können sicherstellen, dass jede betende Gemeinde jeden Glaubens von der modernen Sklaverei weiß, und bereit ist ihr vorzubeugen und diesem Missbrauch ein Ende zu machen?", fragt der Erzbischof. "Wir können auf unsere eigenen Entscheidungen und Handlungen als Konsumenten achten. Und als Nutzer von Finanzdienstleistern, deren Manager großen Druck auf Unternehmen ausüben können, in die sie investieren. Wir können dafür sorgen, dass die, die versklavt wurden, Unterstützung erfahren und Respekt. Und dass sie in der Gemeinschaft willkommen geheißen werden."

Die Erklärung selbst, die heute in Rom unterzeichnet wurde, ist ein Kompromiss. Aber alle Vertreter der großen Religionen sind sich darin einig, dass ein Grundrecht durchgesetzt werden muss: dass alle Menschen gleich sind, dieselben Freiheiten und dieselbe Würde haben. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Aber 36 Millionen, die zurzeit Opfer von Versklavung sind, zeigen, dass der gemeinsame Kampf dagegen auch in diesen modernen Zeit

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